Was ist Verhaltensoptometrie?

Die Verhaltensoptometrie (=Funktionaloptometrie) beschäftigt sich mit Funktionsstörungen, die bei gesunden Augen aufgrund eines gestörten Sehverhaltens oder einer fehlerhaften Sehentwicklung auftreten und zu Problemen der visuellen Wahrnehmung führen.

Die Analyse funktioneller Sehprobleme wird nicht ausschließlich durch moderne High-Tech-Ausstattung in der optometrischen Praxis ermöglicht. Vielmehr lässt sich durch eine ganzheitliche Betrachtungsweise der visuellen Situation mit vielen Funktionstests, einer gründlichen Erfragung der Vorgeschichte und der besonderen Erfahrung des Optometristen ein Gesamteindruck vom Problemkreis des jeweils Betroffenen herstellen.
Ein spezielles Sehproblem ist immer nur Teil des Gesamtsystems, deshalb muss immer der Mensch als Ganzes im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Die visuelle Wahrnehmung entwickelt sich vom Säugling bis zum Greis – es gibt kein Ende der Entwicklung, denn Sehen ist nicht nur Physik oder Physiologie, Sehen ist in erster Linie Erfahrung!
Deshalb lassen sich visuelle Probleme nicht immer durch ein Eingreifen an einer einzigen Stelle lösen (z.B. durch die Verordnung einer Brille), sondern es muss vielmehr das Sehverhalten insgesamt geändert werden (z.B. die Ergonomie, Beleuchtung, Arbeitsablauf etc.).

Die Verhaltensoptometrie ist ein sehr dynamisches Spezialgebiet der Augenoptik / Optometrie.

Je mehr und je schneller sich unsere Lebensweise von der unserer Vorfahren, also von der Kontinuität unserer Entwicklungsgeschichte, entfernt, umso weniger wird unsere Wahrnehmung in der gewohnten Weise fehlerfrei funktionieren. Die Entwicklung der Wahrnehmung beim Kind in einer Großstadtwohnung ist so grundlegend anders als noch vor wenigen Generationen, dass viele Entwicklungsstufen gar nicht mehr in der gewohnten Weise stattfinden.

Die große Mehrheit der Kinder entwickelt sich trotzdem prächtig – im Einzelfall aber führt das Zusammentreffen verschiedener negativer Faktoren zu Problemen der visuellen Wahrnehmung, wie Anstrengungsbeschwerden, Kopfschmerz, gerötete Augen u.v.m., (auch als visuelle Komponente bei Legasthenie).

Aus diesen Erkenntnissen und Erfordernissen heraus hat sich die Verhaltensoptometrie entwickelt.

Fast alles was wir wissen, kam durch die Augen in den Kopf!